Karin von Schumann im Interview mit Margrit Spehr über die Coachingkultur bei MTU Aero Engines

Margrit Spehr

Referentin Personalentwicklung – Training

MTU Aero Engines AG

 

KS: Sie sind als Personalentwicklerin für Training und Weiterentwicklung bei der MTU zuständig. Welchen Stellenwert hat Coaching in Ihrem Unternehmen?

 

S: Coaching ist inzwischen gut bei uns etabliert und hat einen hohen Stellenwert in der individuellen und gezielten Unterstützung von Führungskräften. Es geht insbesondere darum, Potentiale weiterzuentwickeln und hier haben wir inzwischen einen hohen Durchdringungsgrad, d.h. Coaching wird durch alle Führungsebenen hindurch in Anspruch genommen. In einem aktuellen Projekt haben wir auch einen internen Pool an Coaches aufgebaut, die im Prozesscoaching bei Führungskräften zum Einsatz kommen.

 

KS: Und wie stehen Sie zu Coaching durch die Führungskraft?

 

S: Coaching zur persönlichen Weiterentwicklung wird in erster Linie in die Hände externer, professioneller Coaches gelegt. Ich sehe da in Zukunft aber große Chancen, noch mehr coachende Ansätze in der Führung zu nutzen, vor allem in der Führung und Bindung jüngerer Mitarbeiter, die sich weiterentwickeln wollen und dabei von Ihrem Vorgesetzten gezielte Unterstützung erwarten. Ich glaube auch, dass davon die Führungskultur insgesamt profitiert. In einem immer komplexer werdenden Umfeld wird es in Zukunft an mehr und mehr Stellen darauf ankommen, Teams zu haben, die selbstgesteuert und – organisiert arbeiten. Die Rolle der Führungskraft wird dabei in erster Linie die eines Coaches und Begleiters sein.

 

KS Was brauchen Führungskräfte, um coachen zu können?

 

S: Ich unterscheide da zwischen Können und Einstellung. Sie müssen es können, d.h. brauchen Tools und Ideen für die individuelle Förderung und Begleitung ihrer Mitarbeiter. Wir haben z. B. seitens Personalentwicklung vor einiger Zeit einen sogenannten „Entwicklungsworkshop“ angeboten, den Vorgesetzte mit ihren Potenzialträgern gemeinsam besuchen konnten. Im Workshop wurde erarbeitet, was gute Entwicklungspläne auszeichnet, wie man diese aufstellt und nachhaltig umsetzt. Das war ein echter Gewinn für alle Seiten, wir haben einen großen Bedarf erkannt und sehr positives Feedback erhalten. Mindestens ebenso wichtig wie das nötige Handwerkszeug ist jedoch die Einstellung: Es muss für die coachende Führungskraft ein wichtiger Wert sein, Mitarbeiter zu entwickeln.

 

KS. Coaching als Führungsstil gilt als erster Schritt hin zu einer coachingorientierten Unternehmenskultur. Was verbinden Sie damit?

 

S: Die MTU-Kultur zeichnet sich aus meiner Sicht auf der Arbeitsebene durch kollegiale Unterstützung und Zusammenarbeit, auch über Abteilungengrenzen hinaus, aus. Man kann zu vielen Kollegen hingehen und sich Tipps, Erfahrungen oder eine zweite Meinung holen, das ist wirklich toll. Unter Coachingkultur verstehe ich aber noch mehr, nämlich Hilfe zur Selbsthilfe. Das heißt, dass nicht nur Tipps und Feedback gegeben werden, sondern über Fragen dem anderen ermöglicht wird, mehr über sich oder sein Problem herauszufinden, seine Sichtweise zu erweitern. Da können wir uns, ebenso wie andere Unternehmen, noch weiterentwickeln. Und werden dies in Zukunft sicherlich auch tun!

 

Die Autorin: Karin von Schumann
Die Autorin: Karin von Schumann

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